Carl Martin Quattro



 

 

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Das Quattro der dänischen Effektschmiede Carl Martin ist ein Multieffektpedal alter Schule. Es gibt keine Speicherplätze, Bänke und kein Display. Man muss sich eher vier einzelne klassische Effektpedale in einem Gehäuse zusammengefügt darunter vorstellen.

Das Testpedal ist die mittlerweile nicht mehr erhältliche erste Version. Hier sind die enthaltenen Effekte Compressor, Overdrive 1 und 2, Tremolo und Echo, angeordnet bzw. geschaltet in der genannten Reihenfolge. Beim aktuellen zweiten Modell wurde das Tremolo durch einen Chorus ersetzt!

Mir persönlich ist die alte Version mit dem Tremolo lieber, da ich öfter mal ein Tremolo, aber so gut wie nie einen Chorus einsetze.

Zwischen den Overdrives und dem Tremolo (bzw. neuerdings Chorus) ist noch ein serieller Effektweg platziert, in den man weitere Effektpedale einschleifen kann. Da ist er genau an der richtigen Stelle, würde ich sagen.

Das Pedal hat ein integriertes Netzteil, die Stromzufuhr erfolgt über ein fest installiertes ca. 1,5 m langes Netzkabel. Die Verarbeitung des Pedals ist Carl Martin-typisch, also erstklassig. Jeder Effekt kann über die Fußschalter einzeln an- und aus geschaltet werden. Zwischen den Overdrives 1 und 2 schaltet zusätzlich ein "Drive Select" Fußschalter und für das Echo gibt es ganz links außen noch einen Tap-Tempo Fußschalter. Ob ein Effekt bzw. Schalter an oder aus ist zeigen blaue LEDs an. Das Pedal hat zwei Outputs mit gleichen Signalen. Man kann also ggf. zwei Amps damit ansteuern.

Der erste Effekt der Kette, der Kompressor macht genau das, was er soll. Wer einen richtig extrem hörbar pumpenden Effekt braucht, der wird hier zwar nicht fündig, aber für die "klassischen" Anwendungen ist er perfekt. Der Tele bei Country Licks den passenden Knack verleihen, den zerrenden Sololinien noch etwas mehr das Singen beibringen, die funkigen Rhythmus Figuren noch etwas funkiger gestalten, das macht dieser Kompressor richtig gut. Außerdem kann er über den Level Regler auch sehr gut als cleaner Booster herhalten, er hat gehörig Output-Reserven parat.

Die beiden Overdrives gefallen mir auch richtig gut. Sind beide Drive Regler gleich eingestellt, ist der Zerrgrad bei beiden Stufen auch ungefähr gleich, nur die zweite Stufe klingt ein wenig dicker. Der eigentliche Sinn ist aber, die Zerrgrade über die Drive Regler unterschiedlich zu gestalten. So kann man sich einen singenden Leadsound und einen leichter verzerrenden Rhythmussound einstellen. Wenn man nicht gerade erwartet, dass der Leadsound dann heftig lauter wird, geht das mit einer guten Lautstärkebalance zwischen den beiden Stufen vonstatten. Das gefällt mir gut.

Klanglich sind die beiden Overdrives eigenständig. Nach Tubescreamer klingt es nicht, da fehlt die typische Mittennase und es klingt auch breiter und satter, mit schönem Fundament unten herum. Wenn ich beschreiben soll, ob es "nach irgendwas" klingt, dann würde ich sagen: Richtung Marshall. Sie reagieren schön dynamisch und lassen den Gitarren ihren Klang. Das klingt eher vintage als modern. Also ich könnte problemlos damit losgehen und wäre zufrieden.

Das Tremolo ist eindeutig Fender-angelehnt. Ich hab es mit dem aus meinem Fender Deluxe Reverb verglichen und es kommt dem sehr nahe. Im Gegensatz zum Fender hat es noch den Vorteil, dass es das Signal ganz leicht boostet und es damit etwas mehr nach vorn bringt. Klanglich hat das Tremolo im Fender noch etwas mehr "Schimmer", aber mit dem aus dem Carl Martin kann man wunderbar leben.

Das Echo ist eindeutig eine Bandecho Simulation. Die ausklingenden Wiederholungen verlieren immer mehr einen Tick an Höhen und Klangqualität (sozusagen im positiven Sinne). Das klingt richtig "vintage". Kurze Rockabilly Slapback Sachen gehen damit absolut hervorragend, das macht richtig Spaß! Das Anpassen des Tempos über den linken Fußschalter funktioniert bestens. Was mich ein bisschen stört ist, dass bei langen Wiederholungen/Repeats immer ein leichtes Rascheln mit-wiederholt wird, bzw. sogar aufgebaut wird. Das klingt unsauber, insbesondere, wenn man Akkorde oder Singlenotes stehen lässt. Die Stärken des Echos liegen also eindeutig in den kürzeren Sachen, da fällt das dann nicht auf. Es ist eben mehr ein Echo als ein Delay.

Der Effektweg funktioniert gut. Ich habe mehrere Zerrpedale, einen Chorus und einen Phaser eingeschleift und alles funktionierte problemlos.

Im Netz habe ich gelesen, dass das Pedal in einen Einschleifweg eingespeist nicht so gut funktionieren soll, es soll dann Probleme mit Nebengeräuschen geben. Ich habe das nicht ausprobiert, weil für mich ganz subjektiv dieses Gerät eindeutig vor einen Amp gehört und dafür konzipiert ist. Das ist aber natürlich Ansichtssache.

Mein subjektives Fazit:
Wie der Aufbau es ja eigentlich auch vermuten lässt, ist das ein sehr vintage-orientiertes Pedal. Für Rockabilly und Country Guitarreros könnte es ein ziemlicher Knaller sein. Das passt irgendwie am besten. Aber auch der Blueser oder Rocker wird gut bedient. Vor einem Mesa Rectifier oder derartigem ist das Pedal aber wohl eher fehl am Platze.

 

Vielen Dank an Björn für die freundliche Leihgabe!