Digitech Polara


 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Von Warwick Music Equipment wurde mir das zum Testzeitpunkt brandneue Digitech Hallpedal namens Polara zugesendet. Das Design hat irgendwas von Flower Power meets Jugendstil. Es passt zum ebenfalls neuen Digitech Luxe, das ich kürzlich testen durfte. Das Polara hat ein eigenständiges Gehäuse in der gleichen Größe wie die bekannten kleinen MXR Klötze.

Vier Inbusschrauben im Boden halten die beiden matt blass grünen Gehäuseteile zusammen. Die vier Inbusschrauben auf der Oberseite halten die Platine, die die gesamte Grundfläche des Pedals ausfüllt. Für eine Batterie ist kein Platz. Strom gibt es nur über den 9 Volt Standardanschluss in der Stirnseite des Pedals. Es passen die üblichen normalen Netzteile. Mitgeliefert wird eine Velcro-Bodenfläche zum aufkleben und ein so genannter Stomplock. Das kennt man auch von anderen Digitech Pedalen. Das ist ein Gummiblock, den man über die Potis stülpen kann. Dadurch kann sich nichts mehr verstellen.

Das in China hergestellte Pedal ist bzw. kann Stereo, es hat zwei Ein- und zwei Ausgänge und einen so genannten True Bypass. Die Regler Knöpfe sind aus Metall und sitzen bombenfest auf den Schäften. Ich denke, die halten was aus obwohl sie recht hoch hinaus stehen. Abgesehen davon schützt ja aber auch der Stomplock die Regler, sofern man ihn benutzt. Zu regeln sind Level, Liveliness und Decay. Der vierte Regler rechts oben wählt leicht rastend sieben Hallarten an. Der kleine Kipper über den Potis hat zwei Stellungen. In der einen klingt die Hallfahne beim Ausschalten des Pedals aus, in der anderen nicht.

Dieses Regelwerk kenne ich auch von meinem Digitech Hardwire RV-7 Stereo Reverb. Bis auf ein Preset ist es bei beiden Geräten gleich. Das Polara hat kein Gated Reverb, dafür ein Preset namens Halo. Die anderen heißen Hall, Room, Spring, Plate, Reverse und Modulated. Die sehr sehr klein geschriebenen Bezeichnungen sind auf dem Polara schwer bis kaum abzulesen. Wie beim RV-7 sind auch hier Lexicon Reverbs die Basis, was keine schlechte Referenz ist.

Was machen die Regler? Da kann ich einfach beim RV-7 Testbericht abschreiben:
Level ist für den Effektlevel, das ist klar. Liveliness regelt die hohen Frequenzen des Halls, hat aber in meinen Ohren noch einen weiteren Effekt. Auf Linksanschlag ist die Gitarre im Vordergrund. Dreht man im Uhrzeigersinn, "verschwindet" die Gitarre mehr in den Hintergrund und im Hall. Funktioniert klasse, dieser Regler. Decay regelt die Nachhalldauer.
Genau so ist es auch beim Polara.

Da stellt sich dann natürlich auch die Frage, ob das RV-7 und das Polara abgesehen von dem einen anders benannten Preset auch gleich klingen?

Die klare Antwort lautet jein. Grundsätzlich sind die Charaktere der Presets bei beiden Pedalen gleich. Sie unterscheiden sich nur in der Brillanz. Das Preset Room ist beim Polara etwas heller, die anderen dagegen etwas wärmer als beim RV-7 ausgefallen. Qualitativ geben sich beide Pedale nichts. Die Bezeichnungen der Presets stimmen. Der Spring Reverb kann z.B. im Vergleich zum Amp-eigenen Hall meines Fender Deluxe Reverb bestehen. Und das ist wirklich keine schlechte Referenz. Er klingt für mich wirklich genau so gut. Nur das Scheppern bei Erschütterungen fehlt, aber das stört mich ganz und gar nicht.

Hall und Plate halten, was sie versprechen. Die große Kathedrale lässt sich schön einstellen, man hat das Gefühl, man spielt im Kölner Dom. Für mich klingt das sehr natürlich. Im Stereo-Betrieb wird es noch schöner, breiter und tiefer. Das lohnt sich. Plate kling typisch etwas metallisch.

Reverse ist ein Anschwellen des reinen Hallsignals nach dem Anschlag. Das originale Signal ist weg, man hört nur den Hall. Das ist mehr ein Geräusch. Nicht zu verwechseln mit dem richtigen erzeugten "Rückwärtssound" a la Hendrix beim Stück are you experienced z.B.. Das ist etwas anderes.

Das Preset Halo, das es beim RV-7 nicht gibt, erzeugt laut Manual kaskadierende Oktaven auf dem Hall. Das Resultat ist schönes glitzern und schimmern. Das hat was. So könnte man das Preset Modulated allerdings auch beschreiben. Da zeigt sich, wie schwer solche Effekte in Worte zu fassen sind. Auf jeden Fall sind das wirkliche Effekte sozusagen. Natürlicher Klang ist da nicht das Ziel. Halo ist dicker und schneller am wabern und etwas eiernd und zittrig. Modulated ist langsamer am wabern und hat was von Chorus/Flanger im Hall. Beides klasse.

Mit Level und Decay lassen sich der Anteil des Halls am Signal und die Dauer des Nachhalls ohne Sprünge praxisgerecht einstellen. Auffällig ist, das im Spring Modus der Decay Regler eher die Intensität als die Nachhallzeit regelt. Das ist beim RV-7 auch so. In den anderen Presets wirkt der Regler dagegen nur auf die Hallzeit. Auch die extremsten Einstellungen bringen gute Sounds, jedenfalls wenn man sehr viel Hall auf dem Signal mag.

In Sachen Nebengeräusche ist das Pedal absolut vorbildlich am Werk. Rauschen gibt es nicht.

 

Mein subjektives Fazit:
Digitech hat sich Konkurrenz im eigenen Hause geschaffen. Das RV-7 aus der HardWire Serie und das neue Polara liegen klanglich nicht allzu weit auseinander. Wer ein Gated Reverb will, der muss zum RV-7 greifen, dafür hat das Polara Pedal den Halo Effekt. Insgesamt ist das Polara einen Tick wärmer klingend, mit dem Room Preset als Ausnahme. Optisch hat das Testpedal deutlich mehr Flair als das schnöde, eher technisch rüberkommende RV-7. Das hier sieht nach Boutique aus.
Die Qual der Wahl. Geschmacksache eben. Auf jeden Fall kann ich aber beide Pedale absolut empfehlen.

 

 

Vielen Dank an Warwick Music Equipment für das Zusenden des Digitech Polara!
Zum Testzeitpunkt 12/2014 gibt es das Pedal im Fachhandel und auch im Warwick Online Shop.

 

 

                                                                                                                                                              12/2014