Mercury Magnetics Output Trafo im Fender Deluxe Reverb

 

Ein stärkerer Ausgangsübertrager in einem Silverface Deluxe Reverb aus dem Jahr 1978

 

 

 

Der 22 Watt Fender Deluxe Reverb Amp fängt relativ früh an zu verzerren, wenn man den Volume Regler aufdreht. Das ist sicher neben dem sehr schönen cleanen Sound auch ein Grund, warum dieser Verstärker so beliebt ist. Ich spiele meinen Silverface Deluxe Reverb aber hauptsächlich clean und hätte schon lange gerne mehr cleane Reserven, darum geht es in diesem Bericht. Für Leute, die Fans des Zerrsounds des kleinen Fender Klassiker sind, ist dieser Bericht also eher nicht interessant.

Ich spiele meinen Deluxe Reverb schon lange problemlos mit 6L6 Endstufenröhren, was meiner Meinung nach besser und größer klingt und auch etwas mehr cleanen Spielraum bringt. Ich möchte aber noch mehr cleanen Spielraum. Natürlich wäre jetzt das Argument angebracht, dann kauf doch einen größeren wattstärkeren Fenderamp. Dann habe ich aber auch einen schwereren und größeren Amp. Und gerade die "Transportabilität" des kleinen Deluxe hat es mir angetan und die möchte ich nicht missen.

In der Ausgabe 8/2010 der Zeitschrift Gitarre&Bass fand ich dann einen Artikel von Udo Pipper, der genau dieses Thema behandelt. Er beschrieb dort die erhöhte Stabilität und die größeren Cleanreserven durch den Einbau eines größeren Ausgangsübertragers. Das kam mir wie gerufen und ich habe dann genau das gemacht.

Der neue Ausgangsübertrager ist von Mercury Magnetics und für den Fender Tweed Pro gedacht. Die Bezeichnung ist ToneClone FTPRO-O. Er ist etwas größer als der normale Deluxe Reverb Trafo und passt gerade so eben in das Combogehäuse, ein etwas größerer würde gegen den Speaker stoßen. Der Übertrager hat 8 Ohm und steigert die Ausgangleistung des 22 Watt Deluxe Reverb auf ca. 28 Watt. Da nicht viel Platz im Chassis des Verstärkers ist, ist das Einlöten der 5 Kabel eine etwas fummelige Sache, aber es geht. Diese Beschreibung gilt für meinen noch point to point verdrahteten Silverface Verstärker von 1978! Wie diese Arbeit im neueren Platinen-bestückten Deluxe Reverb Reissue von der Hand geht, kann ich nicht beurteilen.

Abgesehen davon möchte ich hier darauf hinweisen, dass man den Einbau nur vornehmen sollte, wenn man genau weiß, was man tut. Das Innenleben von Röhrenamps ist eine sehr gefährliche Gegend. Deshalb gibt es hier auch keine genauere Einbauanleitung oder so, sondern nur den folgenden Hinweis: Die Bohrlöcher für die beiden Schrauben, die den Trafo halten liegen beim größeren Mercury Trafo etwas weiter auseinander. Man benutzt also am besten eins der alten Bohrlöcher und muss dann ein neues Bohren. Dabei muss man drauf achten, dass man das zum Lautsprecher liegende alte Bohrloch benutzt und in Richtung Backplate ein neues setzt, sonst passt das Chassis nicht mehr in das Combogehäuse, weil sich Speaker und Trafo ins Gehege kommen.

Das Resultat des Einbaus:
In Sachen Klang hat sich in meinen Ohren eigentlich nichts bemerkenswertes geändert. Für mich klingt mein Amp (zum Glück) genauso gut wie vorher. Eine Klangänderung wollte ich auch nicht erreichen, er sollte nur mehr Clean-Reserven haben und genau das ist auch eingetreten! Und zwar gar nicht mal knapp. Der Amp hat jetzt deutlich spürbar mehr Druck und fängt deutlich später an zu verzerren. Insbesondere im Bass ist der Klang jetzt viel definierter und druckvoller. Voll aufgedreht zerrt er weniger als vorher. Er ist dann subjektiv lauter und komprimiert weniger. Ich würde sagen, das, was er an cleanen Reserven zugelegt hat, hat er an Zerrreserven abgelegt. Wer also seinen Deluxe Reverb in erster Linie ohne Zerr-Pedale zerren lassen will, für den ist dieser Umbau die falsche Adresse.

Der Amp klingt genauso wie vorher, hat aber deutlich mehr Reserven und Bums! Für mich war der Einbau ein Volltreffer.
Wer also seinen Deluxe Reverb etwas cleaner und stabiler haben will, dem kann ich den Tipp von Udo Pipper absolut empfehlen.

Den Mercury Magnetics ToneClone FTPRO-O (und auch alle anderen Mercury Trafos) bekommt man hier in Deutschland zur Zeit bei   www.tonehenge.de

 

 

© Bilder und Text, Dieter Stenzel, 28.07.2010

 

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