JACQUES  TUBE  BLOWER



 

 

 

 

 

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Das gibt es wirklich nicht so oft, ein Pedal aus Frankreich. Gebaut wird es aber, wenn ich das richtig verstehe, in Polen von Exar, was aber letztendlich keine Rolle spielt. Jacques wirbt ganz offen damit, den Ton eines "ausgesuchten" Ibanez TS 808 kopiert zu haben. Allerdings mit erweitertem Gainbereich und überarbeiteter Klangregelung, d.h. mit getrennten Potis für die Höhen und Bässe. Überrascht hat mich erst mal die geringe Größe des Pedals. Es ist ca. einen Zentimeter kürzer, und ca. einen halben schmaler und flacher als ein Standard Bossgehäuse. Es wirkt richtig schön handlich, trotzdem lassen sich die Potis gut bedienen. Nichts artet in Fummelei aus. Schön ist auch der Schalter, den braucht man nur ganz leicht anzutippen. Im Vergleich dazu hat ein Bossgehäuse einen enormen Pedalweg. Zusätzlich zum Netzteilanschluss an der Stirnseite gibt es noch eine DC Send Buchse zum Versorgen eines anderen Pedals. In der Unterseite befindet sich ein separates Batteriefach, dessen Deckel ohne Schrauberei zu öffnen ist. Insgesamt macht das Gerät einen unzerstörbaren Eindruck. Das bedeutet Bestnoten für Gehäuse und Verarbeitung. Allerdings sollte man dabei berücksichtigen, dass das Gerät auch nicht gerade zu den Billigpedalen gehört.

So, jetzt aber zum Sound. Einen alten geliehenen Ibanez TS808 habe ich zum Vergleich, auch ein TS-9 Reissue ist da. (siehe dazu Test des TS 808). Der Vergleich zum Referenzpedal Boss SD-1 ist auch interessant, weil beide SD-1 die ich besitze, im Gegensatz zum TS-9 serienmäßig den TS 808 typischen JRC4558D Chip intus haben.
Bei zugedrehtem Driveregler ist der Unterschied zwischen  dem TS-9/TS 808 und dem Tube Blower schon mal viel größer als erwartet. Der Tube Blower klingt als Booster härter und klarer. Der TS hat mehr Mitten und klingt dadurch wärmer und weicher. Der Jacques hat dann auch etwas weniger Levelreserven, er ist etwas leiser. Versucht man sich jetzt mit der Strat an Stevie Ray Vaughan Licks, dann kommen die aber mit dem Jacques Pedal merkwürdigerweise doch etwas authentischer rüber. (bei mir jedenfalls) Mit Humbuckern ist bei Drive auf Null bei beiden Pedalen schon Zerrung da. Ziemlich hoch sind die Bassreserven des Tube Blower. Ab Regler auf  8 Uhr gehts aufwärts mit den Bässen und Vollanschlag dürfte wohl meistens zuviel des Guten sein. Bei meinem Bluesbreaker Combo ist das dann so eine Art Basskollaps. Der Höhenregler agiert eigentlich nicht großartig anders als der Toneregler des TS-9 und des TS 808.
Bei Gain voll auf ist der Unterschied zwischen TB und TS ebenfalls recht hoch. Der Tube Blower hat wesentlich mehr Gainreserven. Der höchste Zerrgrad des TS ist vergleichbar mit der 1 Uhr Stellung beim Jacques. Der Tube Blower klingt auch bei höheren Gaingraden nicht so warm und rund wie die TS. Er klingt durchsichtiger und eine Nuance härter. Dadurch wird er auf der Bühne wohl auch durchsetzungsfähiger sein. Bei Gain auf Vollanschlag zerrt der Jacques so heftig, dass z.B. die unterschiedlichen Pickuppositionen der Strat kaum mehr wahrnehmbar sind. Trotzdem klingt er dann aber noch bluesig und hat nicht viel mit Heavy Distortion zu tun. In geringeren Gaingefilden stellt er unterschiedliche Pickups bzw. deren Positionen aber vorbildlich deutlich dar.

Ob er besser als der TS-9 ist, lässt sich so nicht sagen. Das ist Geschmackssache. Pluspunkte sammelt er aber auf jeden Fall durch das höhere Zerrvermögen und , was meiner Meinung nach wichtiger ist, durch die Bassregelung, bzw. die Bassreserven. Dem Tubescreamer wird ja öfter ein Mangel an Bässen nachgesagt.
Der Boss SD-1 ist im Vergleich rockiger. Die Mittenrotznase, die ihn so sympathisch macht, kommt hier wieder so richtig zum tragen. Der Tube Blower klingt sozusagen eleganter und nobler. Der SD-1 klingt kompakter und irgendwie rotzig und gemeiner. Eigentlich sind das zwei Welten.
Zu Abschluss: Der Bypass und das Nebengeräuschverhalten sind als vorbildlich zu bezeichnen.

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