MATCHLESS HOTBOX



 

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Die amerikanische Firma Matchless ist für gute handverdrahtete Verstärker wie z.B. dem Chieftain oder dem Clubman bekannt. Den DC-30 gab es mal, einen C30 gibt es noch, was natürlich an den Vox AC 30 denken lässt. Die Firma baut aber auch Pedale. Die Hotbox, die ich hier zum Test habe ist eine alte Version. Sie kam schon Mitte der Neunziger auf den Markt. Mittlerweile ist zum Testzeitpunkt 10.2013 die Version drei aktuell, die im Gegensatz zum alten Modell einen Bypass hat.

Da sind wir auch schon bei der Besonderheit des Testpedals. Auf Durchgang schalten ist hier nicht drin. Der Fußschalter schaltet nur zwischen zwei Kanälen hin- und her. Das Gerät ist also immer an.
Röhren sind drin. Das Pedal entpuppt sich als ein waschechter Röhren-Preamp im Bodenformat, der auch mit 230 Volt betrieben wird. Mit irgendwelchen Netzteilchen oder gar Batterien brauch man gar nicht erst ankommen. Hier kriegen die Röhren richtiges Futter.

Ein Vorbesitzer hat es etwas umgebaut. Statt des fest installierten Netzkabels hat es eine praktische Kaltgerätebuchse. Und die original ständig leuchtende Beleuchtung dient jetzt als Anzeige für den zweiten Kanal.

Irgendwo im Netz hab ich gelesen, dass das Pedal dem Preamp eines AC30 angelehnt sein soll. Ich bin aber nicht so der Techniker, mich interessiert, was heraus kommt. Bin gespannt. Aber erst noch etwas allgemeine Beschreibung vorneweg.

Das schwere aus zwei ineinandergreifenden Stahlblechteilen bestehende Gehäuse ist komplett verchromt. Oben ist eine schwarze Kunststoffplatte aufgebracht, die die Regler und die Beschriftung trägt. Rechts geht es rein und links geht es raus. Links ist auch die Kaltgerätebuchse angebracht. Auf der Vorderseite sieht man eine Kunststoffplatte mit dem Firmenschriftzug. Der rechte Chickenhead Regler ist für die Lautstärke des cleanen Kanals da. Dann folgt der Lautstärkeregler des zweiten Kanals. Treble und Bass sind für den Klang da und den Abschluss links macht der Gain bzw. Zerrgrad Regler für den zweiten Kanal.

Da es immer in Betrieb ist, würde ich das Pedal nicht als Verzerrer sehen. Natürlich kann man es auch wie ein Zerrpedal vor einen Verstärker verkabeln, aber dann bestimmt die Hotbox das, was geht und nicht der Verstärker. Das Pedal kann man direkt mit der Endstufe benutzen. Bei einem Verstärker mit Effektweg geht es dann z.B. in den Effekt Return und die Vorstufe des Amps wird umgangen. Oder es geht direkt in eine separate Endstufe oder in einen Mixer e.t.c..

Oder man benutzt eine A/B Box wie meine kleine Asseltone Pedalvergleichs-Geheimwaffe. Damit kann ich zwischen zwei Schleifen hin- und her schalten. In der einen hängt die Hotbox, in der anderen nur ein Kabel, also nichts zwischen Gitarre und Verstärker.

Wenn ich dann den cleanen Kanal der Hotbox dem Bypass Signal in der Lautstärke anpasse, dann räumt die Hotbox das Signal etwas auf. In den Mitten und Bässen wird alles etwas straffer, der Klang wird etwas transparenter. Damit würde das Pedal in dieser Anwendung für manche sicher einen Klangverbesserer darstellen. Insbesondere vielleicht auch, wenn ein Modelling Amp dahinter ist.
Auf jeden Fall "frischt es das Signal auf".

Die Klangregelung des Pedals spielt da erst mal keine Rolle, denn die wirkt nur auf den zweiten Kanal. Wenn man den Clean Volume Regler am Pedal jetzt aufdreht, dann hat man es natürlich mit einem Booster zu tun. Und zwar mit Nachdruck, denn die Boost-Reserven sind echt heftig! Dabei bleibt es transparent. Das passte z.B. auch gut zu meinem bereits deutlich zerrenden Marshall Bluesbreaker Combo. Da wird die Verzerrung des Amps intensiviert, ohne dass es schwammig wird oder matscht.

Der zweite Kanal ist für das Zerren da. Da funktioniert dann auch die Klangregelung, aber anders, als die Beschriftung verspricht. Treble dünnt beim Aufdrehen die Bässe und Mitten aus. Ist das der Vox Cut Regler? Hm. Bass dreht beim Aufdrehen nicht nur Bass hinzu, sondern auch obenrum was weg. Da muss man sich etwas dran gewöhnen, aber diese Regelung ist sehr effektiv. Ich hab aber alles auf 12 Uhr gelassen und mich über das gefreut, was da heraus kam. Das fühlt sich an, als hätte man nur den Verstärker aufgedreht. Klasse! Da hängt der Ton mehr am Spieler als bei so ziemlich jedem Pedale, das ich bisher testen durfte. Mit der Tele und dem Fender Deluxe Reverb ist das einfach genial. Total dynamisch und, auch wenn das etwas blöd klingt, irgendwie organisch. Es drängt in meinen Ohren dabei in keine Klangrichtung a la Vox, Marshall oder irgendwas, es lässt einfach nur den Amp klingen ohne viel zu färben. Dabei wird nichts irgendwo überbetont oder so, alles klingt total harmonisch, rockt aber trotzdem nicht lieblich schön rum. Ich glaube, das ist tatsächlich das beste Zerrpedal vor einem Amp, das ich bisher testen durfte!

Meinen Favoriten, den Baldringer Dual Drive habe ich dann zum A/B Vergleich in den kleinen Asselton Looper gestöpselt. Der kann genauso "klingen" wie die Hotbox und reagiert auch genau so gut auf das Volumepoti etc.. Aber je länger ich gespielt und hin- und her geschaltet habe, desto wohler fühlte ich mich mit der Hotbox. Klanglich sind beide auf einer Höhe, aber irgendetwas hat der verchromte Kasten gefühlt dann doch tatsächlich mehr parat. Das hört mit absoluter Sicherheit niemand, aber für den Spieler ist da irgendwo eine kleine Nuance, ein kleines bisschen mehr Federn und Nachgeben, so ein kleiner Tick Kompression, der einfach unwiderstehlich ist. Schwer zu erklären, eigentlich gar nicht wirklich zu erklären, aber eben doch fühlbar da. Vielleicht ist das eben gerade das, was Röhren so unverzichtbar macht? Wer weiß und wie auch immer: Das Pedal ist absolut Klasse!

Der mögliche Zerrgrad ist dabei ziemlich hoch, das sollte für alles reichen.

Mein subjektives Fazit:
Ein göttliches Teilchen!

Vielleicht das beste, was ich in Sachen Verzerrung bisher unter den Füßen hatte.
Hotbox passt da übrigens bestens, den es wird tatsächlich ganz schön warm!
Bei echtem Röhrenbetrieb ist das ja aber auch kein Wunder.


Vielen Dank an Stephan Rühl für die sehr freundliche Leihgabe!