Neo Instruments Ventilator II   (rotary cabinet Simulator)



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ich habe gerade vor ein paar Tagen Greg Koch live hier in Lübeck gesehen und gehört, wie klasse der Rotary Effekt auch mit der Gitarre klingt. Er hat mit einem Pedal in einen Fender Super Reverb gespielt. Wie es dann eben so ist bei uns Gitarristen suche ich daher gerade nach einem Leslie bzw. Rotary Speaker Effekt in Pedalformat. Der Ventilator der deutschen Firma Neo Instruments in Fulda kommt mir daher gerade zur rechten Zeit ins Haus.

Eben jener Greg Koch äußert sich übrigens in einem Youtube Clip sehr positiv über genau dieses Pedal. Es kann also sehr gut sein, das ich es bei ihm vor ein paar Tagen auch gehört habe.

Der Rotary (oder Leslie-) Effekt mit den sich drehenden Lautsprechern scheint gerade wieder etwas in Mode zu kommen. Es gibt einiges an Konkurrenz in Pedalform. Z.B. auch von Hammond, der Firma, die mit dem Effekt gerade in Bezug auf die Hammond Orgeln immer in Verbindung gebracht wird.
Nebenbei: Lustig dabei ist, dass laut Wikipedia gerade eben diese Firma Hammond bzw. der Herr Hammond die Erfindung des Herrn Leslie anfangs (1940) total ablehnte. Erst 1980 kam es zu einer Zusammenarbeit.

Der Ventilator ist digital, stereo und es gibt jede Menge zu regeln. Er kann in den Effektweg oder auch vor den Verstärker oder vor ein Mischpult. Er kann mono und stereo betrieben werden und ist natürlich bestens auch für die Tastenfraktion geeignet. 12 Volt möchte er gerne haben, ein passendes Netzteil wird mitgeliefert. Zu Beachten: Das ist andersherum gepolt als die meisten Standardnetzteile! Also Plus auf dem Tip in der Mitte.

Das Gehäuse ist sehr solide aus zwei Stahlblechteilen verschraubt, die Regler sitzen versenkt und damit trittsicher auf dem Pedal. Verarbeitet ist das Teil tadellos. Die fünf Potis haben alle jeweils zwei Funktionen, es gibt zwei Funktionsebenen, zwischen denen man durch das gleichzeitige Drücken der beiden äußeren Fußschalter hin- und her schalten kann. Die Regelpositionen der zweiten Ebene werden gespeichert und bleiben erhalten. Auch beim Ausschalten des Pedals.

Die Buchsen sitzen alle oben in der Stirnseite des Pedals. Es gibt zwei In und zwei Out, dazu den Netzteilanschluss und eine Remote Buchse, an der ein Schalter oder auch ein Expression Pedal angeschlossen werden kann. Diesem Teil kann man dann über ein Poti vier verschiedene Funktionen zuordnen. Und zwar das Steuern der Effekt- bzw. Rotorgeschwindigkeiten und der Effekttiefe per Exp. Pedal und per Taster oder Schalter die Stop und Slow/Fast Fernsteuerung.

Außerdem gibt es noch einen Taster für zwei Eingangsempfindlichkeiten zur Anpassung an das jeweilige Instrument. Kommt zu viel hinein, dann warnt eine rote Overload LED. Es gibt außerdem drei Soundmodes. Zwei für die Gitarre und einen für die Orgel. Dies muss man aber nicht so zwingend sehen, man kann durchaus auch den Orgel Mode für die Gitarre verwenden. Es sind halt drei unterschiedliche Klang-Voreinstellungen. Der Geschmack entscheidet. Ich selbst habe meist den neutralen Git 1 Mode eingestellt.

Ich kann nicht alle Funktionen des Regelwerks hier beschreiben, das würde den Test sprengen. Es gibt z.B. sechs verschiedene Modes für das Verhalten der Slow/Fast und Stop Schalter. Ich versuche lieber, mich halbwegs kurz zu fassen und nur das Wichtigste zu beschreiben.

Simuliert werden zwei Rotoren: Hi und Low. Beide haben zwei einstellbare Geschwindigkeiten, Fast und Slow. Zwischen diesen beiden kann man hin- und her schalten. Und genau dabei passiert etwas für ein Leslie sehr charakteristisches, das so ein Pedal simulieren muss. Das ist fast schon ein "Effekt im Effekt". Die Rotoren werden nämlich langsam abgebremst und beschleunigt, und dabei die beiden Rotoren auch noch leicht unterschiedlich. Die Dauer dieses "Effekts", also die Zeit des Abbremsens und des Beschleunigens kann auch geregelt werden. Zwei LEDs, eine gelbe für Lo und eine rote für Hi blinken übrigens in der Geschwindigkeit des jeweiligen Rotors. Die Geschwindigkeiten werden auch optisch dargestellt.

Außerdem wird die Röhrenverzerrung des Leslie-internen Verstärkers simuliert. Dafür gibt es einen Drive Regler und von mir noch einen Extra Pluspunkt. Die klingt wirklich wie diese typische knarzige Zerre in fetten Hammond B3 Sounds! Der Gitarrist sollte sich da kein "simples" Overdrivepedal oder typische Gitarrenamp-Verzerrung vorstellen. Der Sound ist anders und für mich hier sehr authentisch nachgebildet.

Der Balance Regler regelt das Lautstärkeverhältnis der beiden Rotoren, was auch eine gewisse Klangregelung ergibt. Wird mehr Hochtonhorn eingedreht, wird auch der Klang heller während mehr Bassrotor eben auch mehr Bass bedeutet. Weiterhin kann man für jeden Rotor einzeln die Modulationstiefe, also die Effekttiefe einstellen. Zu guter Letzt ist dann auch noch für jeden Rotor der Abstand des virtuellen Mikrofons regelbar. Ist das Mikrofon näher dran wird der Klang auch "direkter" mit mehr Modulation. Ist es weiter weg, dann wird der Klang etwas diffuser und verwaschener.

Und dann sind natürlich noch kurz die drei Fußschalter zu beschreiben. Bypass schaltet den Effekt aus, das Pedal hat einen True Bypass. Slow/Fast schaltet zwischen den zwei Geschwindigkeiten und Stop ist die Totalbremse. Der Effekt wird dann immer langsamer, bis die Rotoren stehen bleiben, und zwar mit Strahlrichtung nach vorn. Seeehr cool klingt dieses Langsamerwerden! Ich könnte mich reinlegen in diesen Effekt, insbesondere wenn zwei Amps angesteuert werden, also bei Stereobetrieb. Stehen die Rotoren still, ist noch der Sound der Ampsimulation mit ggf. zerrenden Röhren da. Nicht schlecht!

Apropos Stereo: Erst dann geht es richtig los! Es klingt auch klasse vor einem Mono Amp, aber mit zweien ist das noch mal was ganz anderes. Herrlich.

Kommen wir zum Klang. Klingt es wie ein Leslie? Ein echter Leslie-Kübel ist sicher unschlagbar, da ist einfach zu viel Physik und bewegte Luft mit im Spiel. Das kann so ein Pedal i.V. mit einem Verstärker neben einem echten Leslie stehend nicht wirklich leisten, glaube ich. Die Frage muss man wohl eher so formulieren: Klingt es wie ein Leslie auf Aufnahmen? Ich finde ja. Es schwirrt herrlich oder schwebt wunderbar bei langsamer Fahrt. Es kann sehr sauber, fast schon analytisch klingen, aber auch richtig schön schmutzig, knarzig in Verbindung mit der integrierten Zerrsimulation oder mit Verzerrung, die von Außen kommt. Für mich klingt das absolut authentisch. Sounds a la SRVs Cold Shot sind eine leichte Übung für den Ventilator, Claptons bzw. Creams Badge kriegt man auch sehr gut hin. Man muss sich aber etwas einarbeiten in das Regelwerk um den Sounds, die man sich vorstellt nahe zu kommen. Schon ein bisschen schneller, ein bisschen langsamer kann da viel ausmachen. Dann sind da die drei Modes und die Zerrsimulation, die Balance, die Mikroposition, das Pedal ist sehr vielseitig! Und die Krönung ist das langsame Abschwellen. Einfach herrlich gelungen.

Mein subjektives Fazit:
Die Suche nach einem Leslie Pedal ist für mich vorbei. Der Ventilator macht alles, was ich mir darunter vorstelle richtig klasse! Deshalb habe ich das Pedal auch gekauft. Es ist nicht gerade günstig, aber man bekommt auch echt was für sein Geld. Ich finde es daher sehr sehr empfehlenswert.

Noch ein kleiner Nachtrag zum Preis: Wer einen Chorus benutzt, kann den verkaufen und das Geld in den Ventilator investieren. Denn den Slow Effekt soll erst mal ein Chorus schlagen. Da gibt es nicht viele, mir fällt auf Anhieb keiner ein!

                                                                                                                                                          23.10.2014