Rockett The Dude

 

 

 

 

 

Die Bilder und die Texte dieser Website sind von mir und nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung anderweitig, wie z.B. bei Ebay, zu verwenden.

Die Pedale der amerikanischen Firma J.Rockett Audio Designs haben einen guten Ruf. Und die Firma ist sehr agil, was das Herausbringen neuer Pedal-Kreationen betrifft. Zum Testzeitpunkt Januar 2017 findet man in der Herstellerwebsite satte 22 verschiedene Treter. 

Als Testpedal ist bei mir das The Dude eingetrudelt. Vielen Dank an Olaf für die freundliche Leihgabe!

Der kleine schwarze Treter hat ein eigenständiges Gehäuse, das mit sehr gefällt. Zwei Winkelteile aus 1 mm fettem Stahlblech greifen ineinander. Das ist ein kleiner Panzer. Für mich gefühlt irgendwie sogar noch panzeriger als die typischen kleinen MXR Klötze. Übrigens ist es genauso breit, aber ca. 1 cm kürzer als diese.

Und es ist schwarz. Ein bisschen weiße Schrift ist drauf. Das ist auf dunklen Bühnenböden nicht nur schlecht ablesbar, nein, viel schlimmer: Das ganze Pedal ist dann sozusagen einfach weg! ;-)
Naja, wir wollen nicht meckern, man kann sich ja merken, wo es lag. Oder man lässt es immer eingeschaltet, dann findet man vielleicht die etwas schlapp glimmende grüne LED auf dem Bühnenboden wieder. Egal, ich finde die Optik trotzdem total geil!

Alle Buchsen sind in der Stirnseite des Pedals, also der Ein- und der Ausgang und auch der Anschluss für das Netzteil. Da passen die üblichen 9 Volt Standardverdächtigen.

Oben drauf findet man vier Regler. Reglerknöpfe mit schwarzer Nase auf schwarzem Grund. Einen Kommentar zur Ablesbarkeit spar ich mir jetzt mal ;-) Die Regler heißen Level, Ratio, Treble und Deep.
Dazwischen sitzt die erwähnte grüne LED und der Fußschalter schaltet in einen True Bypass.

Innen geht es aufgrund des kleinen Gehäuses eng zu, aber es ist trotzdem noch Platz für einen 9 Volt Block da. Batteriebetrieb ist möglich. Alle Bauteile sind direkt mit einer Platine verbunden. Alles sieht sehr sauber aus.

Laut Herstellerwebsite ist der Dude die Rockett Pedal-Version des Dumble Overdrive Special. Dazu fallen außerdem die Attribute Clean Boost und High Gain. Na dann schaun mer mal...

Erster spontaner subjektiver Eindruck: Das Pedal ist auf jeden Fall ein Mittenbetontes. Über den Treble Regler kann man es aber doch auch beißen lassen. Und zwar ganz schön fies. Und über den Deep Regler kann man es unten rum gehörig dick machen. Was das Pedal aber vor allem hat ist Dampf. Und zwar heftig. Output ist angesagt. Mit dem Level Regler sollte man beim ersten Einschalten echt vorsichtig sein, sonst fliegt einem glatt die Mütze vom Kopf..

Der Levelregler ist insbesondere bei höher eingestelltem hier Ratio genannten Zerrgradregler kaum zu bändigen. Dem hätte eine etwas entschärfte Regelcharakteristik ganz gut getan, finde ich. Es gibt etwas zu sehr "sofort auf die Glocke".

Hat man sich darauf eingestellt, dann gibt es schnell diesen dicken süßlich schmatzenden tragenden Sound, den man mit solchen "Dumble Pedalen" auch verbindet. Ich verbinde das jedenfalls damit. Ob ein echter Dumble nun wirklich so klingt weiß ich nicht, ist mir ehrlich gesagt auch wurscht. Aber das ist das, was diese Pedale a la Hermida Zendrive etc. für mich charakterisiert. Und genau das hat dieser schwarze Klotz definitiv auch am Start. Und zwar sehr souverän, wie ich finde. Dabei lassen sich sehr schön unterschiedliche Zerrgrade einstellen. Ganz leicht angezerrt klingt es für mich ebenso klasse wie voll aufgedreht. Aber trotzdem fand ich die leicht zerrenden Sachen doch am schönsten. Der Übergang ist dann schön. Leicht anschlagen ergibt total cleanen Klang, nur etwas mehr wird dann sofort mit diesem dicken Schmatz quittiert. Total klasse für bluesige Soli i.V. mit einem clean eingestellten Amp. Das Pedal klang für mich übrigens vor meinem Fender Deluxe Reverb ebenso gut wie vor meinem JTM45 Combo.

Der Charakter bleibt, auch wenn man mehr Höhen oder Tiefen über die beiden ziemlich wirkungsvollen Potis rein oder raus regelt. Beides sehe ich subjektiv eher als Anpassungsmöglichkeiten an den jeweiligen Amp und die jeweilige Gitarre.
Der Hersteller sprach von Clean Boost? Ja, total. Mit Reserven, die jedem genügen sollten. Und er sprach von High Gain? Naja, das ist für mich was anderes. Natürlich kann man mit dem heftigen Output einen bereits zerrenden Amp so richtig ins schwitzen bringen, klar. Aber ob das Pedal selbst High Gain Zerre macht und kann... Egal, es zerrt jedenfalls fett und dick und dadurch tragend. Mit metal-artigem high gain hat das für mich aber gar nichts zu tun. Das ist Robben Ford Zerre, so wie man das von dem kennt.

Allerdings klingt man auch mit diesem Pedal trotzdem wieder noch lange nicht automatisch so wie der. Aber das ist eine andere Geschichte. :-)

Durch den dicken süßlichen Ton ist das Pedal für manche vielleicht eher was für Single Notes und Sololinien als für fette Riffs, aber das ist Geschmackssache. Ich fand einen fetten E Dur mit meiner dick klingenden P90 ES und dem voll zerrenden Pedal vorm Marshall Bluesbreaker Combo auf jeden Fall sehr lecker. Breit und fett schmatzend und dabei überhaupt nicht aggressiv.

Die Dynamik ist zwar gut, bei höheren Zerrgraden aber nicht ganz so ausgeprägt wie z.B. beim Okko Diablo. Der Zerrgrad reagiert dann nicht mehr ganz so intensiv auf die Anschlagsintensität und den Volumeregler der Gitarre wie bei geringeren Zerrgraden. Aber ich glaube, das liegt nur an der dickeren Klangcharakteristik. Das bringt das einfach mit sich. Ein Okko Diablo ist z.B. grundsätzlich wesentlich aggressiver am Werk.

Mein ganz subjektives Fazit:
Diese "Dumble-Pedale" sind schon recht speziell und gerade dadurch cool.
Und der kleine schwarze Dude kann diese Richtung wunderbar bringen. Ich finde das Ding klasse.

 

                                                                                                                                                              01/2017