Samick JTR Linda LN-10

 

 

Dieses kleine schnieke Teilchen aus Indonesien habe ich mir vor ca. einem Jahr eigentlich nur als Träger für meinen GK Pickup und zum Betreiben meines Roland GR 55 Guitar Synthesizers gekauft. Ich dachte, ich kaufe mir dafür günstig etwas gut bespielbares, dessen Klang egal ist, denn der GR Pickup sollte ja dafür da sein. Die Gitarre hat keine 250 Euro gekostet. Was ich dann bekam, hat mich sehr verblüfft! Das Preis/Leistungsverhältnis ist für mich deutlich mehr als gut, das ist eine wirklich klasse Gitarre!

JTR bedeutet J.T. Riboloff, einem Gitarrenbauer, der zwanzig Jahre bei Gibson tätig war und jetzt, also 2014 eine Gitarrenserie mit der Firma Samick entwickelt hat. Da gibt es verschiedene Gitarrenformen mit so illustren Namen wie Veronica, Marie, Elvira und Linda. Die Testgitarre ist die sparsamste  Version der Lindas.

Das Grundkonzept ist abgesehen vom geschraubten Hals die Richtung Les Paul Junior oder Special. Hals und Body sind aus Mahagoni, das 24 Bünde tragende Griffbrett aus Palisander. Der eher kräftige D-Hals ist recht breit, die Finger haben viel Platz. Die Hardware ist schwarz verchromt. Der Pickup ist ein sehr output-starker Humbucker. Die Verarbeitung ist bis auf den Sattel sehr gut. Der Kunststoffsattel ist zwar gut gekerbt, aber deutlich zu hoch. Da muss was gemacht werden. Die Abrichtung der Jumbo-Bünde gibt keinen Grund zur Klage. Die Bundenden sind perfekt abgerundet!

Der Klang und das Verhalten der Gitarre lässt erstaunen. Auch der heftige Humbucker hat es in sich, kleistert den lebendigen Sound nicht zu und lässt meine bisherige nicht so gute Meinung von High Output Pickups ins Wanken geraten. Das einsame Volume Poti kann dieses Pickupmonster bestens bändigen und der Zerrsound lässt sich ohne störende Höhenverluste bestens regeln. Von High Gain zu Crunch  oder je nach Sound sogar Clean ist überhaupt kein Problem. Verblüffend!

Also als die Gitarre vor etwa einem Jahr bei mir den Versandkarton verließ, war ich hellauf begeistert. Manchmal legt sich sowas ja aber. Diesen Testbericht schreibe ich daher, nachdem die Gitarre schon eine Weile bei mir wohnt. Der Sattel ist gerichtet, der GR Pickup angebaut, ansonsten ist alles noch original, weil es gut so ist. Ich werde ganz sicher irgendwann noch einen P90 im HB Format in dieser Gitarre ausprobieren, bisher passt sie mir aber so, wie sie ist. Jetzt nach einem ganzen Jahr eventueller Ernüchterung kann ich das oben beschriebene immer noch bestätigen. Ich bin immer noch genau so verblüfft und begeistert von dem Ding!

 

 

Die Gitarre ist sehr resonant und agil. Die Umsetzung von Anschlagstärken- und Variationen ist verblüffend gut. Diese Billig-Gitarre lebt richtig. Sehr dynamisch! Klasse. Der starke Pickup ist natürlich ein Rocker. Die Optik zielt zwar in eine andere Richtung, aber sogar schwerster Metal kann damit bedient werden. Alles mögliche an Rock und Blues sowieso. Für letzteres und für cleane Sachen würde ich einen etwas gemäßigteren Pickup einbauen. Nichtsdestotrotz kann die Linda aber auch im Originalzustand ganz wunderbar cleane Sounds klingen lassen.


Ob sich das ganze positive durch die ganze Serie zieht, kann ich nicht sagen. Ich habe bisher nur diese eine in der Hand gehabt und gespielt. Das bei dem Preis vielleicht Qualitätsschwankungen da sind könnte ich mir gut vorstellen, weiß es aber nicht. Ob ich nun einfach Glück gehabt habe? Keine Ahnung. Mein Exemplar ist jedenfalls richtig gut und wer was günstiges und gutes sucht, der sollte die Firma Samick nicht außer Acht lassen. Nebenbei auch deshalb, weil ein Freund von mir eine (allerdings ältere) Samick ES 335 Kopie hat, die richtig schön ist und sehr klasse klingt.

 

 

 

 

Als Trägerin für einen GK Pickup ist sie übrigens auch bestens geeignet. Dazu gibt es beizeiten noch einen gesonderten Testbericht.

 

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                                                                                                                           © alle Bilder und Text, Dieter Stenzel, 12.2014