SEYMOUR DUNCAN DIRTY DEED DISTORTION



 

 

 

 

 

 

 

 

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Warwick Music Equipment schickte mir ein zum Testzeitpunkt Jan. 2014 neues Zerrpedal von Seymour Duncan zu: Das Dirty Deed Distortion. Zwar ist Seymour Duncan in erster Linie für Pickups bekannt, aber die Firma bringt schon seit längerem Zerrpedale, Booster und auch Verstärker auf den Markt. Der Pickup Booster ist z.B. ein feines Gerät, das aber leider nicht mehr hergestellt wird. Und es gibt z.B. auch das Twin Tube Classic. Ein Röhren-Pedal, das mir auch sehr gut gefiel.

Bei der Bezeichnung Dirty Deed für dieses Distortion Pedal dachte ich erst mal an einen Song von ACDC, ob der bei der Namensgebung Pate stand weiß ich aber nicht. Vom Klang des Pedals her würde ich das eher nicht denken. Dirty Deed heißt übersetzt schmutzige Tat, Urkunde oder Ausführung. Auf Urkunde deutet die tropfende Schreibfeder im Dekor über dem Namen hin. Dreckige Urkunde? Hm.. :-) Wohl eher dreckiges Statement oder so. Dreckig klingt das Pedal wirklich, es rockt. Der Name passt ganz gut, aber ACDC kommt mir bei dem Pedalklang nicht so ganz in den Sinn.

Optisch kommt es dagegen gar nicht dreckig, sondern sehr sauber verarbeitet in Weinrot metallic daher. Assembled in Santa Barbara, Cal. steht übrigens drauf. Zusammengesetzt in den USA also. Das Gehäuse ist etwas größer als ein typisches MXR Kästchen, es hat die gleiche Grundfläche wie Standard Boss oder Ibanez Pedale. Die beiden großen Reglerknöpfe findet man öfter auf Pedalen, auf meinem Fulltone Full Drive II sind die z.B. auch drauf. In der Bodenplatte findet man ein praktisches Batteriefach mit Klappe.

Die Buchsen sind alle oben in der Stirnseite angebracht. Dort steht auch, dass man das Pedal mit 9 bis 18 Volt betreiben kann. Das kennt man auch von anderen Pedalen, es hat Einfluss auf den Klang. Mehr Volt bedeutet dabei meist mehr Transparenz und Dynamik, aber auch Härte im Sound. Das würde ich bei diesem Pedal auch so beschreiben. Da gilt es selbst festzustellen, ob einem das gefällt, das bleibt Geschmackssache. Ich persönlich bin hier beim Dirty Deed Testpedal und auch sonst meist lieber mit 9 Volt dabei.

Die Bodenplatte ist erst mal glatt, aber in der Verpackung findet man praktischerweise Klettband- und Moosgummiaufkleber, also je nach Verwendungszweck die passende "Unterfütterung". Gut so! Und ein gut gemachtes Manual mit vier Einstellbeispielen ist auch dabei.

Neben den zwei großen Reglern für Level und Drive hat das Pedal noch eine Klangregelung parat. Über die beiden kleineren Dreher mit Mittenrastung zwischen den großen Potis lassen sich die Höhen und die Bässe regeln. Der Fußschalter schaltet in einen so genannten True Bypass für unbeeinflussten Durchgang und eine rote LED leuchtet, wenn der Zerreffekt in Betrieb ist.

Das Pedal erzeugt die Verzerrung mit zwei Mosfet Transistoren. Ich verbinde Mosfets mit einem bestimmten Klang, der breit, fett und trotzdem transparent und rau ist. Ein gutes Beispiel für den Unterschied zu anderen Transistoren ist das Fulltone Fulldrive II Mosfet Edition, bei dem man zwischen Mosfet und "normalen" Transistoren hin- und her schalten kann.

Bei ganz zugedrehtem Zerrgradregler und den Klangreglern auf Mitte ist das Pedal in Verbindung mit den normalen Single Coils Meiner Strat nicht ganz clean. Da erklingt ein ganz schön dicker und runder leicht angezerrter Sound, der bei härterem Anschlag deutlich schmutziger wird. Bei einem warm und fett eingestellten cleanen Verstärker könnte das schon zu fett werden. I.V. mit meinem Fender Deluxe Reverb mit dessen typischen cleanen Sound ergab das einen zweiten fetteren bluesigen Klang auf Knopfdruck. Das ist ganz und gar nicht übel, das klingt gut und ist über die Klangregler noch deutlich zu verbiegen.

Aber die eigentliche Aufgabe des Pedals ist heftiger Zerren. Je weiter man den Zerrregler aufdreht, desto aggressiver wird auch der Sound. Der erreichbare Zerrgrad ist auch nicht gerade knapp, das geht ganz schön ab. Dabei sind bei etwas weiter aufgedrehten Klangreglern diese in den Mitten etwas dünneren Badewannensounds möglich. Grundsätzlich ist das Pedal erst mal in den Bässen aber nicht so hart, wie man es sich vielleicht manchmal für knackige palm mute Sachen wünscht. Der Grund dafür ist, dass das Pedal sehr weit runter geht in den Frequenzen. So tiefe Bässe haben nur wenige Pedale. Bei denen, die ich hier zum Vergleich hatte, wie z.B. den Okko Diablo, dem Baldringer Dual Drive und dem Thorndal Duane-69 musste ich die Bässe soweit möglich voll aufdrehen, um überhaupt in eine "gefühlte" Nähe dieser Frequenzen zu kommen. Wenn man einen normalen Ibanez Tubescreamer daneben legt, denkt man: Der hat überhaupt keine Bässe.

Es geht untenherum auch immer etwas fuzzig zu. So ein bisschen typisches Fuzz-Gebaren ist immer dabei. Auch bei zugedrehtem Bassregler ist es untenherum eher weich als hart. Soll sich das da unten ändern, muss erstaunlicherweise der Höhenregler ran!

Der Treble Regler ist genauso intensiv am Werk und das über einen sehr weit reichenden Bereich. Die Mittenrast ist gut gewählt, finde ich. Darüber hinaus sind aber noch enorme Reserven vorhanden. Ganz aufdrehen wird man den wohl kaum. Wenn doch, dann leidet der Verstärker dahinter wohl an akutem Höhenverlust. Erstaunlich ist aber, wie der Treble Regler auch dem weichen fuzzigeren Bassbereich einen "harten" Stempel aufdrücken kann! Dann gibt es unten auf den tiefen Saiten auch richtig knackige "chunkige" palm mute Achtel auf die Ohren.

Die beiden Klangregler machen das Pedal also ziemlich flexibel. Der Sound ist insgesamt aber immer ganz schön aggressiv. Dreckig, schmutzig, das "dirty" passt absolut. Dabei ist es dem Zerrgrad entsprechend ziemlich dynamisch am Werk. Da kann es durchaus mit weit teureren Konkurrenten mithalten. Es sind keine dicken Mitten parat, dadurch behält das Pedal auch bei singenden Sololinien den aggressiveren Touch. Bei ganz offenem Zerrregler rauscht es natürlich etwas, aber das ist in Anbetracht des ganz schön hohen Zerrgrades absolut im grünen Bereich.

Mein subjektives Fazit:
Ein erstaunlich vielseitiges Pedal, das i.V. mit der Tonregelung und dem Drive Regler eine sehr weite Palette von rotzigen Bluesklängen bist zu beißenden Metalchords bietet. Ich finde, es hat einen recht eigenständigen Charakter und das ist für mich ein Pluspunkt. Teuer ist es auch nicht unbedingt.
Beim Ausprobieren sollte man sich aber etwas mit dem Pedal beschäftigen und an den Reglern drehen, um wirklich alles heraus zu kitzeln, was das Gerät bietet. Sehr empfehlenswert!

Vielen Dank an Warwick Music Equipment für das Zusenden des Distortion Pedals!
Zum Testzeitpunkt 01/2014 gibt es das Pedal im Fachhandel und auch im
Warwick Online Shop.

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